Messing vernickeln

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Holger Steinberg
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Messing vernickeln

Beitrag von Holger Steinberg »

Hallo Spur II´er!

Nachdem das vorbildgerechte Schulz-Gleissystem nicht den entsprechenden Zuspruch hatte, ist es eingestellt worden und nicht mehr verfügbar. Ein wirklich alternatives Gleissystem fehlt in der Spur II! Verfügbar sind entweder Messingprofile, Edelstahlgleis oder Neusibler Profil von Peko.
Ich habe nach einer anderen Möglichkeit gesucht, verfügbares Gleismaterial vorbildgerechter aussehen zu lassen. Dazu habe ich mir ein Handgalvanisier-Gerät zugelegt womit verschiedene Metalle z.B. vernickelt werden können. Dieses Verfahren funtioniert denkbar einfach und das Ergebnis ist überzeugend gut!

Mit einem kleinen Schwamm wird ein Nickelelektrolyt aufgenommen, eine Klemme an das zu galvanisierende Teil befestigt und dann wird mit dem Schwamm über die Oberfläche des Teils gestrichen. Über den angelegten Strom findet ein chemischer Prozess statt, wobei auf dem Material eine feste, dauerhafte Schicht aus Nickel abgeschieden wird.
Der Vorteil dieses Verfahrens ist, daß nicht das gesamte Teil in dem Elektrolyt getränkt werden muss, sondern nur der Bereich, der mit dem Schwamm berührt wird, eine Nickelschicht erhält. Damit ist es möglich beliebigte Formen und Grössen von Werkstücken zu vernickeln. So also auch Gleisprofilstücke von 1m Länge wie in meinem Fall. Ich habe auf diese Weise bereits 9m Dreischienengleis vernickelt, das Resultat ist verblüffend. Zusammen mit einer farblichen Alterung des Gleises sieht der nun silberfarbend glänzende Schienenkopf sehr realistisch aus. (Störend ist nun noch die falsche Profilhöhe, die aber nur mit einem neu herzustellenden Gleisprofil in den Griff zu bekommen ist.)

Das beschriebene Verfahren eignet sich nicht nur für Messinggleisprofile, auch andere Teile können vernickelt werden. Interesssant ist dies vorallem für alle metallischen Teile die sichtbar silberfarbend bleiben sollen. Dies wären Steuerungsteile vom Fahrwerk, Radlauflächen,Geländer,...
Damit können Modelle in Messing gebaut werden, die anschließend nicht mit einer silbernen Lackierung versehen werden müssen, sondern einfach blank und abriebsfest belassen werden können.

Die Vorstellung dieses Verfahren wäre auch etwas für den Workshop beim Jahrestreffen in Schenklengsfeld. Wie ist Eure Interesse?

Viele Grüsse

Holger
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Torsten Schoening
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Schienenkopf vernickeln

Beitrag von Torsten Schoening »

Hallo Holger,
bringst du am Wochenende :bia: eines dieser Steckenstücke mit? Diese Variante ist auch für mich interessant. :tanz: :gut:

Gruß
Torsten
Modellbau aus Leidenschaft
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Dirk Bost (abgemel.)
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Vernickeln

Beitrag von Dirk Bost (abgemel.) »

Hallo Holger

deinen Vorschlag zu einem Workshop mit diesem Thema finde ich auf jeden Fall interesssant. :bindafür:
Vorab hätte ich da aber noch 14 Selbstbauweichen, die auf ein entsprechendes Nickelbad warten. Daher bräuchte ich die Informationen (Matertial, Werkzeuge, Bezugsquellen, Verarbeitung usw.) schon früher.
Für Informationen wäre ich sehr dankbar.

Dirk
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Holger Steinberg
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Beitrag von Holger Steinberg »

Hallo Dirk!

Bei 14 Weichen gibt es ein gutes Stück Arbeit! Wichtig bei dem ganzen Vernickeln ist, dass die Oberfläche des zu behandelnden Material absolut sauber und blank poliert ist. Das ist die meiste Arbeit und davon hängt auch die Qualität der Nickelschicht ab. Also zunächst mit feinem Schmirgelpapier schleifen (600-800 Körnung) anschliessend die Oberfläche mit Metallpoliturpaste reinigen und polieren.
Dann kann vernickelt werden. Das Gerät ist als Handgalvanisier Set z.B. bei Conrad electronic zu bekommen. Ca um 20 Euro. Dazu ist ein Netzsteckerteil absolut zu empfehlen, da Du mit Batterien oder Akkus nicht glücklich werden wirst. Als Zubehör brauchst Du dann noch einen Nickelkopf und die Elektrolytnachfüllflasche Nickel 250 ml, die sollte für 14 Weichen reichen. Das wäre schon alles. Die Elekrtrolytflüssigkeit ist apothekenhaft teuer! Wer die Möglichkeit hat an Chemikalien zu kommen, kann sich Nickelsulfat für einen Bruchteil selbst besorgen und damit eine gesättigte Lösung ansetzen. Dafür wird in destillierten Wasser soviel von dem Salz gelöst, bis sich ein Bodensatz bildet und kein weiteres Salz gelöst wird.
Mit den beschriebenen Teilen ist man gut ausgestattet und es kann losgehen.
Stecker rein (auf richtige Polarität achten) Klemme an die Schiene und dann den Schwamm im Elektrolyt tränken und langsam ohne Druck über die frische Oberfläche streichen ohne den Kontakt zu unterbrechen. Man hört es leicht zischen und brodeln und nach kurzer Zeit (wenige Sekunden) erkennt man eine helle, metallische Abscheidung auf dem Messing. Hört sich nach Alchemie an, ist aber ein modernes Galvanisierverfahren! Je nach Dauer der Behandlung kann die Schichtdicke variiert werden. Zunächst kann sich nach der Behandlung eine dunkle Oxidschicht bilden, wenn man das Teil aber nochmals sanft mit dem Politurmittel bearbeitet bekommt man eine schöne silbrigglänzende Oberfläche, die kratzfest und damit für mechanische Beanspruchung hervorrangend geeignet ist.
Viel Spass beim Ausprobieren!

Guten Erfolg wünscht

Holger
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Holger Steinberg
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Beitrag von Holger Steinberg »

Hallo!

Wenn man die Grundausstattung fürs Vernickeln hat, kann man die Anwendung auch auf das Vernickeln im Tauchbad erweitern. Dies ist dann interessant, wenn man dreidimensionale Teile vernickeln will. Dazu braucht man dann ein nichtleitendes Gefäß in das das Werksstück hineinpasst, aussreichend Elektrolytlösung, um das Werkstück mit Lösung zu bedecken und eine Überbrückung, um die Nickelanode in das Tauchbad zu bringen. Dies kann mit einer Kabelverlängerung geschehen oder das Handgerät wird samt Elektrode in das Bad gestellt. Vorsicht das zu vernickelnde Teil und die Nickelelektrode dürfen keinen direkten Kontakt haben, da sonst ein Kurzschluss entsteht und die Elektrolyse nicht ablaufen kann.
Damit stehen einem dann vielfältige Möglichkeiten zum Vernickeln sämtlicher Werkstücke offen.

Auf glänzende Ergebnisse

Holger
Karsten Stöhr
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Vernickelte Schienenprofile

Beitrag von Karsten Stöhr »

Hi,

vernickelte Messingschienenprofile kann man auch fix und fertig beziehen, z.B. von Thiel. Da hat man dann natürlich nicht den Spaß, eigenhändig mit den Chemikalien hantieren zu müssen...

Die Farbe ist natürlich viel besser als bei Messingprofilen, dafür ist mir die Oberfläche schon wieder zu glatt, das ganze Profil spiegelt mir zu doll.
Gerade wegen dieser Glattheit sollen aber einige Gartenbahner die vernickelten Gleise bevorzugen, da sie viel einfacher sauber zu halten sind.

Gruß,
-Karsten
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